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Tadschikistan ist ein Binnenstaat in Zentralasien. Hauptstadt Tadschikistans ist Duschanbe. Tadschikistan ist ein Hochgebirgsland, das an Usbekistan, Kirgisistan, die Volksrepublik China und Afghanistan grenzt. Mehr als zwei Drittel der Fläche sind Hochgebirge. Fast die Hälfte des Staatsgebietes liegt auf einer Höhe von 3000 m und höher. Der Osten des Landes wird vom Pamir-Gebirge und dem größten Teil des Pamir-Hochlandes geprägt. Dort befindet sich auch der höchste Berg des Landes, der 7495 m hohe Pik Ismoil Somoni (früher Pik Kommunismus). Im Norden des Landes erstreckt sich die Gebirgskette des Alai. Nur im äußersten Norden besitzt Tadschikistan mit einem Teil des Ferghanatals Tiefland, das durch den größten Fluss des Landes, den Syrdarja, bewässert wird und intensiv ackerbaulich genutzt werden kann. Im größten Teil des Landes ist wegen der Höhenlage und des Reliefs nur extensive Viehzucht möglich. Der größte See ist der Karakul (380 km²) im Osten des Landes; weitere große Seen sind der Saressee (~ 80 km²) und der Zorkulsee 38,9 km². Der größte Stausee ist der Kairakkum-Stausee (520 km²) am eben genannten Syrdarja.
Die 80 % der Bevölkerung bildenden Tadschiken sind ein iranisches Volk in Zentralasien. Im Ferghanatal leben verschiedene Minderheiten von Usbeken (15,3 % der Bevölkerung) und Kirgisen, ebenso im Osten des Landes. Weitere Minderheiten sind Russen (1,1 %), Tataren (0,3 %), Ukrainer, Deutsche und andere. Nach seinem Austritt aus der Sowjetunion und im Verlauf des anschließenden Bürgerkriegs haben viele Nicht-Tadschiken das Land verlassen. Lebten 1989 noch fast 400.000 Russen in Tadschikistan, so waren es 2005 noch knapp 140.000. Viele Bucharische Juden und Aschkenasen (1989 noch etwa 15.000 Menschen) verließen das Land, so dass sich die Gesamtzahl der Juden Tadschikistans auf rund 1000 reduzierte. Ein Teil der Auswanderer wurde 1992 in einer wenig bekannten Luftbrücke nach Israel ausgeflogen. Der Anteil der Tadschiken stieg von 62 % im Jahr 1989 auf fast 80 % im Jahr 2000.
Die Einwohner Tadschikistans sind zu über 90 % Anhänger des Islam, vorwiegend sunnitisch. Lediglich im Osten gibt es einige Anhänger des schiitischen Islam, vor allem Ismailiten. Daneben leben auch ungefähr 230.000 (3,1 %) Christen im Land (Russisch-Orthodoxe, Evangeliumschristen-Baptisten, Tadschikische Katholiken, Siebenten-Tags-Adventisten, Koreanische Protestanten, Tadschikische Lutheraner sowie Zeugen Jehovas). Die Siebenten-Tags-Adventisten und vor allem die Baptisten zeichnen sich durch beständige Missionierung und durch Katastrophenhilfen aus. Außerdem leben in Tadschikistan noch Bahais, Zoroastrier, Anhänger von Hare Krishna und Juden (0,014 %), darunter sowohl Aschkenasim als auch Bucharische Juden.
Dass oppositionelle Islamisten die Errichtung eines islamischen Gottesstaates anstreben, dient der Regierung als Vorwand, um seit 2007 Moscheen zu schließen. Im gleichen Jahr verbot das Kulturministerium die Zeugen Jehovas wegen ihrer Wehrdienstverweigerung (es gibt in Tadschikistan keinen zivilen Ersatzdienst) und ihrer öffentlichen Missionstätigkeit.
2009 trat ein neues, restriktives Religionsgesetz in Kraft. Gemäß diesem „Gesetz über die Gewissensfreiheit und religiöse Vereinigungen“ ist jede religiöse Betätigung ohne staatliche Registrierung verboten. Alle bestehenden Religionsgemeinschaften mussten um neue Registrierung ansuchen. Mangels erfolgter Registrierung ist derzeit die Tätigkeit zahlreicher Moscheen, der einzigen Synagoge des Landes und einiger protestantischer Gruppen wie der Baptisten verboten, Gotteshäuser wurden vom Staat konfisziert.
2011 wurde ein neues Gesetz beschlossen, das Minderjährigen jegliche Teilnahme an Gottesdiensten, religiösen Veranstaltungen und Religionsunterricht nichtregistrierter Glaubensgemeinschaften verbietet. Eltern, die ihren Kindern trotzdem religiöse Werte und Überzeugungen zu vermitteln versuchen, werden mit mehrjährigen Haftstrafen bedroht.
Die primäre Amtssprache in Tadschikistan ist das Tadschikische, das teilweise auch als Dialekt der persischen Sprache klassifiziert wird. Die offizielle Bezeichnung lautet „Tādschikī“ (Taschikisch), umgangssprachlich wird auch die Bezeichnung Persisch („Fārsi“) verwendet. Im Unterschied zu der im Iran und in Afghanistan verwendeten Standardvarietät verwendet das Tadschikische die kyrillische Schrift statt des persischen Alphabets.
Eine wichtige Umgangssprache ist Russisch, in Tadschikistan die Sprache der internationalen Politik und Wirtschaft. Im Jahr 2011 erhielt Russisch wieder eine offizielle Stellung. Es wurde in der tadschikischen Verfassung offiziell als Sprache der „interethnischen Kommunikation“ festgelegt. Öffentliche Beamte sind nun zudem wieder verpflichtet, die russische Sprache zu beherrschen. Ebenfalls eine gewisse Rolle spielt die usbekische Sprache, aufgrund der starken usbekischen Minderheit im Land. In den Seitentälern des Pjandsch und im Pamir existieren noch viele kleine iranische Sprachen, wie z. B. Jaghnobi.
Für den Übergang von der Jungsteinzeit zur Bronzezeit und vom Nomadentum zu einer sesshaften Ackerbaukultur steht in Tadschikistan beispielhaft die proto-urbane Siedlung Sarasm, die von etwa 3500 v. Chr. bis 2000 v. Chr. existierte. In dieser Zeit entwickelte sich Sarasm zu einem der größten Zentren für die Verarbeitung von Zinn und Kupfer in Zentralasien und für den Fernhandel mit Metallen bis nach Mesopotamien und ins Indus-Tal.
Ab dem 6. Jahrhundert v. Chr. war das Gebiet Tadschikistans abwechselnd unter der Herrschaft der Perser und Saken, ab etwa 330 v. Chr. gehörte es zum Reich Alexanders des Großen. Im 8. Jahrhundert erreichte der Islam die Region. Während des Mittelalters gehörte Tadschikistan zum Kaiserreich Persien. 1868 wurde Tadschikistan Kolonie Russlands, 1924 entstand die der Usbekischen SSR unterstellte Tadschikische ASSR, die 1929 – erweitert um die Region um Chodschent – zur Tadschikischen Sozialistischen Sowjetrepublik erhoben wurde.
1991 erklärte sich Tadschikistan für unabhängig und versank sofort im Tadschikischen Bürgerkrieg zwischen islamischen Fundamentalisten und der Regierung von Emomalii Rahmon. Der Bürgerkrieg endete mit einer Regierungsbeteiligung der Fundamentalisten.
Zur Beilegung über Jahrhunderte andauernder Grenzstreitigkeiten mit China hat das tadschikische Parlament nach zwölf Jahren Verhandlungen am 12. Januar 2011 ein Gesetz zur Übergabe von 1100 km² unbewohntem Hochland im Pamir an das östliche Nachbarland ratifiziert. Dadurch soll die Stabilität und Sicherheit des Landes gewährleistet bleiben.
Nach dem Terroranschlag am 11. September 2001 wurden US-Truppen in Chorugh und Duschanbe sowie Soldaten Frankreichs in Duschanbe stationiert. Trotzdem spielt Russland nach wie vor durch seine Truppenpräsenz die Rolle einer wichtigen Ordnungsmacht der Region (die Grenzsicherung nach Afghanistan erfolgte bis zum Sommer 2005 durch russische Truppen).
Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) belief sich im Jahr 2001 auf 880 Mio. Euro. Mit einem BIP pro Kopf von 141 Euro gehört Tadschikistan zu den ärmsten Ländern der Erde. Erschwerend für die wirtschaftliche Entwicklung ist die Tatsache, dass Tadschikistan keinen Meereszugang hat und somit zu den Landlocked Developing Countries gehört. Die Anteile der Industrie am BIP und an der Beschäftigung beliefen sich 2001 auf 29 % bzw. 9,6 %, die des Dienstleistungssektors auf 41 % bzw. 23,1 %.
Die Verkehrserschließung Tadschikistans ist aufgrund der Oberflächengestalt des Landes sehr schwierig. Der Verkehr stützt sich vor allem auf das nur mangelhaft ausgebaute Straßennetz. Der Pamir Highway ist die einzige Fernstraße im Osten des Landes, die das kirgisische Osch mit der tadschikischen Stadt Chorugh verbindet. Das Land verfügt über nicht miteinander verbundene Eisenbahnstrecken von insgesamt 470 km Länge. Die Hauptstadt Duschanbe ist durch die Transkaspische Eisenbahn an das internationale Eisenbahnnetz angeschlossen; Verbindungen bestehen über Taschkent nach Moskau.
Seit 2007 gibt es bei Nischnij Pjandsch an der Grenze zwischen Afghanistan und Tadschikistan eine weitere Brücke über den Grenzfluss Pjandsch. Die 670 m lange Konstruktion wurde von den USA mit Beteiligung Norwegens finanziert. Die Brücke verkürzt die Transportwege in der Region erheblich. Seitdem können bei diesem Übergang um ein Vielfaches mehr Fahrzeuge den Fluss überqueren.
Die Tadschiken sind sprachlich, kulturell und ethnisch sehr eng mit den Persern verwandt und stellen auch im Nachbarland Afghanistan einen Bevölkerungsanteil von 30 Prozent. Zu den ältesten und wichtigsten Bräuchen des Landes gehört das traditionelle Neujahrsfest, Nouruz, das am Frühlingsanfang feierlich begangen wird. Das Wappen Tadschikistans ist eine Reinterpretation des Wappens aus der Zeit vor dem Zusammenbruch der Sowjetunion 1991.
Die traditionellen Lehmhäuser in den Altstadtvierteln (Mahalla) und Dörfern (Kischlak) im Westen des Landes sind um einen Innenhof errichtet und von der Außenwelt durch eine hohe fensterlose Umfassungsmauer getrennt, durch die nur ein hölzernes Tor hineinführt. Die Wohnhäuser, Stallungen und Nebengebäude sind mit einem Flachdach aus Holzbalken und Lehm gedeckt, das von einem meist aus Wellblech bestehenden Satteldach überragt wird, unter dessen Schutz Winterfutter für die Tiere lagert. Im Sommer bildet der Innenhof den hauptsächlichen Lebensraum der Familie. Eine im Innenhof aufgestellte, quadratische hölzerne Plattform (Taptschan) dient als Schlafstätte, Ruhe- und Essplatz. Das Essen wird dort auf einem Tischtuch (Dastarchan) serviert.
Die tadschikische Musik wird in eine Kunstmusik mit Wurzeln hauptsächlich in der persischen Tradition, die in den Städten im Westen des Landes und im Ferghanatal gespielt wird, und in eine Volksmusik im Süden und in den ländlichen Regionen unterteilt. Der wichtigste Stil der im Emirat Buchara gepflegten Kunstmusik ist der Schaschmaqam. Die Gesangsstimme wird von verschiedenen gezupften Langhalslauten, der Streichlaute Ghichak und der Rahmentrommel Doira begleitet. Beliebte Vokalstile der Volksmusik heißen Falak und Katta Aschula. In der eigenen Musiktradition von Badachschan dient vor allem die Laute Rubab der Gesangsbegleitung. Seit Anfang des 20. Jahrhunderts verbinden eine Reihe von tadschikischen Komponisten den Schaschmaqam und andere eigene Stile mit westlicher klassischer Musik.