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Paraguay ist ein Binnenstaat in Südamerika, der im Osten an Brasilien, im Süden und Westen an Argentinien und im Norden und Westen an Bolivien grenzt. Der Name des Staates bedeutet „Wasser, das zum Wasser geht“, abgeleitet von der Sprache der Ureinwohner, Guaraní: pará („Ozean“), gua („zu/von“) und y („Wasser“). Der Ausdruck bezieht sich auf Guaraní meist nur auf die Hauptstadt Asunción, aber auf Spanisch auf das gesamte Staatsgebiet.
Paraguay ist, neben dem benachbarten Bolivien, einer der zwei Binnenstaaten des Kontinents Amerika. Im Nordwesten und Norden grenzt es mit 750 km an Bolivien, im Osten mit 1290 km an Brasilien und im Süden und im Westen an Argentinien mit 1699 km. Die gesamte Grenzlänge beträgt 3739 Kilometer. Mit einem Staatsgebiet von knapp 407.000 km² ist das Land ungefähr so groß wie Deutschland und die Schweiz zusammengenommen.
Der Río Paraguay durchfließt das Land von Norden nach Süden und gliedert es in zwei naturräumliche Teile, den dünn besiedelten Gran Chaco im Westen, der etwa 60 Prozent der Landesfläche einnimmt und den Oriente, die Ostregion, in der über 97 Prozent der Bevölkerung lebt. Der Gran Chaco ist eine schwach nach Osten geneigte, von 100 Meter im Sumpfland am Río Paraguay allmählich auf 450 Meter am Fuß der Anden ansteigende quartärzeitliche Aufschüttungsebene mit einheitlichem Landschaftscharakter. Östlich des Río Paraguay erstreckt sich ein in der Cordillera de Caaguazú bis zu 700 Meter hohes subtropisches Tafel- und Bergland, das zu dem von paläozoischen und mesozoischen Sedimenten und mächtigen Basaltdecken, den so genannten Paraná-Basalten bedeckten, präkambrischen Brasilianischen Schild gehört. Es bricht in einer Stufe zur fruchtbaren Paraná-Paraguay-Senke ab, in deren südlichem Teil sich weite Sumpf- und Überschwemmungsgebiete erstrecken. Höchster Berg des Landes ist der Cerro Peró (Cerro Tres Kandú) mit 842 Metern Höhe.
Die Bevölkerung wird im Deutschen als Paraguayer bezeichnet. Der überwiegende Teil der Bevölkerung wohnt östlich des Río Paraguay und hier besonders in der Gegend um Asunción sowie nahe der Grenze zu Brasilien. Im Norden und Westen des Landes, der von der Ebene des Gran Chaco eingenommen wird, leben nur etwa fünf Prozent der Bevölkerung. Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes Gallup vom Dezember 2012 bezeichnen sich die Einwohner des Landes als die glücklichsten Menschen auf der Erde; auch 2013 lag Paraguay beim subjektiven Glücksgefühl auf dem ersten Platz.
Knapp 90 Prozent der Bevölkerung sind Paraguayer, in der Mehrzahl Mestizen, die aus der im Wesentlichen vom 16. bis zum 18. Jahrhundert erfolgten Verbindung von Guaraní-Indianerinnen mit spanischen Einwanderern hervorgegangen sind. Sporadisch, insbesondere Anfang des 20. Jahrhunderts, kam es zu Einwanderungsschüben aus Europa sowie aus den Nachbarländern Brasilien und Argentinien. Die Zahl der Einwanderungen blieb jedoch im Vergleich zu anderen Ländern in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts auf geringerem Niveau. Während beispielsweise in Uruguay das durch Migrationsbewegungen ausgelöste Bevölkerungswachstum in jener Phase bei rund 800.000 und dasjenige des Nachbarlandes Argentinien gar bei 4,3 Millionen lag, konnte Paraguay in diesem Zeitraum lediglich ein Plus von 70.000 Menschen aus Zu- und Abwanderung registrieren. Allerdings ist dabei zu beachten, dass in der offiziellen Einwanderungsstatistik nur eine Berücksichtigung der per Schiff und Eisenbahn Eingewanderten stattfand, eine Registrierung der über die Nachbarländer immigrierten Personen erfolgte nicht. So kamen im Zeitraum von 1881 bis 1927 lediglich 27.537 Personen ins Land. Darunter befanden sich 5.372 Reichsdeutsche, 5.240 Italiener und 3.788 Spanier. In der Folgezeit stießen in geringer Zahl Japaner und Slawen sowie eine größere Gruppe Volksdeutsche hinzu.
Für den Zeitabschnitt 1927 bis 1930 wurde die Einwanderung 1.303 kanadadeutscher und wenig später 2.008 aus der Sowjetunion stammender Mennoniten verzeichnet. In den 1930er Jahren bewegte sich die Einwanderung nur noch im Bereich weniger hunderter Personen. Lediglich 1.122 aus Deutschland stammende Einwanderer jüdischen Glaubens führten im Jahr 1935 zu einem kurzzeitig ansteigenden Aufkommen. Von 1926 bis 1948 wurden insgesamt 27.872 Zuwanderer, davon etwas mehr als ein Drittel Mennoniten, registriert. Für die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg wird ein verstärkter Zuzug von Japanern aufgeführt, die sich insbesondere am Alto Paraná bei Encarnación niederließen. Zu Beginn der 1960er Jahre lebten rund 4000 Japaner in Paraguay. Zudem legte die Regierung Paraguays 1959 eine jährliche Quote von 3.500 aufzunehmenden Japanern bei einem beabsichtigten Gesamtzuzug von 85.000 Personen fest.
Es gibt regional bedeutende Minderheiten von Europäern und indigenen Völkern, unter denen die Guaraní die bedeutendste Gruppe sind. Ihre Sprache (Guaraní) – die auch von 80 Prozent der nicht-indigenen Bevölkerung gesprochen wird –, hat laut der Verfassung von 1992 offiziellen Status; neben Spanisch – das bei der Volkszählung im Jahr 2002 nur etwa 11% der Bevölkerung als Muttersprache nannten. Heute zählt man vier Stämme zur Guaraní-Tupí-Gruppe: Die Avá-Guaraní, die Pãí tavyterá̃ (Caiuá), die Mbyá und die Aché. Die vergleichsweise wenigen schwarzafrikanischen Sklaven, die nach Paraguay kamen, sind inzwischen fast völlig mit den übrigen Bevölkerungsgruppen vermischt.
Im subtropischen Osten leben 1000 bis 1200 Aché-Indianer. Sie gelten als Nachkommen der einstigen Urbevölkerung Ostparaguays. Um 500 v. Chr. wanderten Guaraní-Gruppen aus dem Amazonasgebiet ein, besetzten die an den Flussniederungen liegenden Gebiete, legten dort ihre Pflanzungen an und verdrängten die Vorfahren der Aché in die höher gelegenen Waldgebiete. Insgesamt sind rund 2 Prozent (ca. 112.000 Personen nach dem Zensus von 2012) der indianischen Urbevölkerung zuzurechnen. Diese teilen sich laut dem Zensus von 2012 auf 19 indigene Stämme auf, die neben dem Guaraní noch vier weiteren Sprachfamilien zuzurechnen sind.
In vorkolumbischer Zeit gehörte das heutige Paraguay zum Siedlungsgebiet der indigenen Stämme der „Guaraní“ (bedeutet „Krieger“) zwischen dem Río de la Plata und dem Orinoco-Delta, dem Atlantik und den Anden. Es kam zu periodischen Wanderungen in unterschiedliche Richtungen auf der Suche nach dem „Land ohne Übel“. Die Wanderungsbewegung der Guaraní nach Westen führte etwa 1513 bis 1518 erneut zum Zusammenstoß mit dem Inkareich. In dieser Zeit verbreiteten sich Gerüchte über Berge und Städte aus Edelmetall im Westen.
Die Spanier Juan de Salazar und Espinosa gründeten 1537 die heutige Hauptstadt Asunción. Von 1609 bis 1767 siedelten die Jesuiten einen großen Teil der indigenen Bevölkerung in besonderen Siedlungen, den sog. Jesuitenreduktionen an und missionierten sie, wobei sie sie vor dem Zugriff der Großgrundbesitzer, Sklavenjäger und der spanischen Krone abschirmten. 1811 wurde Paraguay unabhängig, verlor allerdings im Tripel-Allianz-Krieg (1864–1870) einen großen Teil seiner Bevölkerung und seines Territoriums. Im Chacokrieg gegen Bolivien 1932 bis 1935 siegte Paraguay und sicherte sich somit umfangreiche Gebiete im umstrittenen Chaco-Gebiet.
Paraguays größte und wichtigste Stadt ist die Hauptstadt Asunción mit etwa einer Million Einwohner im Ballungsraum, das Zentrum von Verwaltung, Industrie und Handel. Zweitgrößte Stadt ist Ciudad del Este (239.500 Einwohner) nahe der Grenze zu Brasilien und Argentinien, eine schnell wachsende Stadt, die als Einkaufs- und Handelszentrum, aber auch als Metropole des Schmuggels bekannt ist. Weitere wichtige Städte sind Pedro Juan Caballero (etwa 65.000 Einwohner) im Nordosten und Encarnación am Río Paraná. Concepción mit rund 50.000 Einwohnern liegt 200 km nördlich von Asunción am Río Paraguay.
In der Cordillera, dem 3. Bundesland Paraguays, befinden sich zwei erwähnenswerte, kleinere Städte. Zum einen Caacupé, etwa 50 km östlich von Asunción, wo jährlich am 8. Dezember das Fest der Jungfrau von Caacupé mit mehr als 2 Millionen Menschen gefeiert wird. Zum anderen ist die Nachbarstadt Eusebio Ayala durch ihre Geschichte bedeutsam. Diese historische Schul- und Universitätsstadt ist mit ihren 22.000 Einwohnern einer der geschichtlich wichtigsten Orte Paraguays. Hier fand eine vernichtende Schlacht im Tripel-Allianz-Krieg (1865–1870) statt, bei der 20.000 Soldaten mehr als 3.500 paraguayische Kinder, die als Soldaten mit Bärten verkleidet waren, ermordeten. Der am 16. August jährlich stattfindende Aufmarsch von Schulkindern aus dem ganzen Land und die Gedenkstätte am Cerro Gloria erinnern noch heute daran, jegliche Akte von Unmenschlichkeit zu unterlassen.
Regionales Zentrum der Mitte Paraguays ist die kleinere Universitätsstadt Villarrica mit ihren etwa 60.000 Einwohnern. Sie ist landesweit bekannt für ihren großen Karneval der jährlich die Stadt durchquert.
Paraguay war bis in die 1960er Jahre ein reines Agrarland, aber auch ein Land, das sich viel mit Wasserwirtschaft beschäftigt. Heute noch spielt die Landwirtschaft eine wichtige Rolle: 39 Prozent der Bevölkerung arbeitet im Agrarsektor, der 24,9 Prozent zum BIP beiträgt.
Großgrundbesitz prägt nach wie vor die Besitzstruktur, etwa 66 Prozent der landwirtschaftlich nutzbaren Flächen gehören 10 Prozent der Bevölkerung – ein Merkmal, das für die meisten lateinamerikanischen Staaten typisch ist. Allerdings haben das Forstgesetz Ley 536/95 und die Verabschiedung des Estatuto Agrario im Januar 2002 zu einer deutlichen Verschiebung der Besitzverhältnisse geführt. Heute können alle Großgrundstücke, die nicht zu mindestens 30 % landwirtschaftlich genutzt sind, enteignet werden. Trotzdem ist immer noch etwa ein Drittel der ländlichen Bevölkerung ohne Land.
Seit den 1970er Jahren entwickelte sich ein industrieller Sektor, der im Jahre 2006 rund 13,9 Prozent zum BIP beitrug. Der Dienstleistungssektor steuerte im selben Jahr (2006) mit 51,4 Prozent den Löwenanteil zum BIP von 9,3 Milliarden US-Dollar bei.
Die Wirtschaftsleistung der beiden binationalen Wasserkraftwerke Itaipú und Yacyretá wurde bis 2009 als nicht im Land erbracht betrachtet und fand keinen Eingang in das BIP. Ab 2010 werden die dem paraguayischen Anteil entsprechenden Erlöse aus den Kraftwerken dem BIP Paraguays zugerechnet. Hierdurch erhöht sich das BIP um gut 9 % (Stand 2010); außerdem löst die Energieerzeugung den Export von Soja als größten Einzelposten des BIP ab.
Paraguay hat eine durch starke Schattenwirtschaft gekennzeichnete Marktwirtschaft. Die Schattenwirtschaft zeichnet sich durch die Einfuhr von Konsumartikeln und deren Wiederausfuhr in benachbarte, wohlhabende Länder aus, sowie durch die Aktivitäten tausender Kleinstunternehmer und städtischer Straßenhändler.
Wegen der Bedeutung der Schattenwirtschaft sind Wirtschaftsdaten schwer zu erhalten. Ein großer Prozentsatz der Bevölkerung arbeitet im einfachen Dienstleistungssektor, in der Landwirtschaft und dort häufig in Form der Subsistenzwirtschaft.
Nach paraguayischem Arbeitsrecht (Kapitel IV, Artikel 151) dürfen Personen ohne Berufsabschluss nicht weniger als 40 % des gesetzlichen Mindestlohnes verdienen.