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Moldawien (oder Republik Moldau) ist ein Binnenstaat in Südosteuropa. Er grenzt im Westen an Rumänien. Im Norden, Osten und Süden wird die Republik Moldau vollständig von der Ukraine umschlossen, so dass kein direkter Zugang zum rund 50 bis 100 Kilometer entfernten Schwarzen Meer besteht.
Historisch gehörte das Territorium seit der Gründung des Fürstentums Moldau zu diesem Staat und nach der Annexion des Gebiets durch Zar Alexander I. 1812 zum Russischen Kaiserreich. Als eigenständiger Staat existiert die Republik Moldau erst seit 1991, als die Moldauische Sowjetrepublik sich während der Auflösung der Sowjetunion für unabhängig erklärte. Die politische Entwicklung des Landes wird seit dieser Zeit durch den Transnistrien-Konflikt wesentlich behindert
Moldawien erstreckt sich in Nord-Süd-Richtung über 350 km und west-östlich über 150 km. Das Land ist mit seiner Gesamtfläche von 33.843 km² eher klein und liegt im weltweiten Vergleich im hinteren Drittel. Das Kerngebiet liegt größtenteils zwischen den beiden größten Flüssen Dnister (mold./rum. Nistru) und Pruth (Prut) und damit in der historischen Landschaft Bessarabien. Der Norden grenzt an die Podolische Platte der Westukraine.
Ein kleinerer Teil des Landes (etwa 17 % der Bevölkerung auf 12 % der Fläche) liegt östlich des Dnister und hat sich 1992 im Zuge des Transnistrien-Konflikts als Transnistrien abgespalten. Der südlichste Punkt ist Giurgiulești, an dem Moldawien einen etwa 600 Meter langen Zugang zur Donau besitzt.
Der Name der Republik Moldau (Moldawien) leitet sich vom Fluss Moldau (Moldova; nicht zu verwechseln mit der Moldau in Tschechien) ab, obwohl das heutige Staatsgebiet nicht mehr von der Moldova berührt wird.
Der Pruth mündet nahe der Südgrenze Moldawiens in die Donau. Die größeren Nebenflüsse (Bîc, Răut und Botna) verlaufen großteils parallel und entwässern zum Dnister.
Die Landschaft ist flachwellig (30 bis 429 m ü. NN) und zu 80 % Kulturland, was der fruchtbaren Schwarzerde in der Steppe des Südens zu verdanken ist. Im Norden ziehen sich hügelige Ebenen mit lichten Eichenwäldern und Baumsteppen. Die höchste Erhebung Moldawiens ist der Dealul Bălănești. Das warme, trockene Klima ermöglicht Wein- und Obstbau in großem Maßstab. Einheimische Tiere sind beispielsweise Reh, Wildschwein, Hase, Fuchs, Wolf, Wiesel, Iltis und Luchs, zudem Nagetiere. Der zentrale Teil des Landes, umgangssprachlich als Codrii („die Wälder“) bekannt, ist überwiegend mit Eichen- und Buchenwäldern bedeckt.
Bei der letzten offiziellen Volkszählung 2004 zählte man, einschließlich Transnistriens, 3.938.679 Einwohner, was einer Bevölkerungsdichte von 116 Einwohnern pro km² entspricht. Ohne Transnistrien betrug die Einwohnerzahl knapp 3,4 Millionen Menschen. 70 % der Bevölkerung lebt in Städten (neben der Hauptstadt Chișinău hauptsächlich in Bălți, Tiraspol und Bender). Laut offiziellem Zensus sank die moldawische Einwohnerzahl bis 2014 auf nur noch rund 2,9 Millionen.
Moldawiens Bevölkerung ist unterschiedlicher ethnischer Herkunft: Die größte Gruppe machen die rumänischsprachigen Moldauer mit 71,49 % aus, darauf folgen Ukrainer (11,23 %) und Russen (9,39 %), von denen viele in Transnistrien leben. Hinzu kommen 3,85 % Gagausen, 2,02 % Bulgaren, 0,12 % Juden sowie einige Deutsche, Polen, Weißrussen, Tataren usw.
Sowohl im gesamten Moldawien als auch jeweils östlich sowie westlich des Dnister machen die drei großen Volksgruppen der Moldauer, Ukrainer und Russen zusammen über 91 % der Bevölkerung aus. Getrennt betrachtet ist die Verteilung jedoch unterschiedlich: Während in Transnistrien von 555.347 Einwohnern 31,9 % Moldauer (gegenüber 40,1 % zu Sowjetzeiten 1989), aber 30,3 % Russen und 28,9 % Ukrainer sind, machen im restlichen Moldawien die rumänischen Moldauer 77,9 % (bei 8,3 % Ukrainern und 5,9 % Russen) der 3.383.332 Einwohner aus.
Die offizielle Amtssprache ist Rumänisch. Als Ausdruck sprachlichen Separatismus hatte die Regierung 1994 dafür in der Verfassung zwischenzeitlich die Bezeichnung „Moldauische Sprache“ durchgesetzt. Diese Bezeichnung war bereits in der Zeit der Moldauischen SSR verwendet worden, die allerdings keine offizielle Amtssprache besaß. Seit 2013 wird die Bezeichnung „Moldauische Sprache“ nicht mehr offiziell verwendet.
Die Alltagssprache in Chișinău und den Zentren der Rajons entspricht der moldauisch gefärbten (moldoveanu) Variante des Rumänischen. Es gibt einige aus dem Russischen entlehnte Neologismen, an deren Stelle im mehr westlich orientierten rumänischen Nachbarland englische oder französische Entlehnungen verwendet werden.
In Moldawien wird jährlich der offizielle Feiertag Limba Noastră cea Română begangen, der an den 31. August 1989 erinnert, an dem Rumänisch in Moldawien Amtssprache wurde.
Ab 1930 wurde in der Moldauischen Autonomen Sozialistischen Sowjetrepublik das kyrillische Alphabet verwendet. Mit dem Zerfall der Sowjetunion ab 1989 und der Unabhängigkeit im Jahr 1991 wurde schließlich die Wiedereinführung der lateinischen Schrift beschlossen (siehe Hintergründe zur Moldauischen Sprache). In der von Moldawien abtrünnigen Region Transnistrien wird Moldauisch offiziell nach wie vor in kyrillischer Schrift geschrieben.
Bedingt durch die lange Zugehörigkeit zum Russischen Reich und später zur Sowjetunion kommt der Russischen Sprache eine Sonderrolle zu. Das Russische ist im Alltag besonders in den größeren Städten und in der Wirtschaft präsent. Einen offiziellen Status als Amtssprache besitzt es jedoch nur in den Landesteilen Gagausien (neben dem Gagausischen) und (neben dem Ukrainischen) in Transnistrien. Einer Studie aus dem Jahr 2011 zufolge besitzen 99 % der Bevölkerung Kenntnisse des Russischen, für 16 % der Bevölkerung ist es die Muttersprache. In mehreren größeren Städten gibt es russischsprachige Mehrheiten, insbesondere in Bălți, wo Russisch de facto auch auf offizieller Ebene verwendet wird.
Das Gebiet des heutigen Moldawien wurde im Altertum von verschiedenen Völkern besiedelt. Im 2. Jahrhundert kamen römische Siedler aus dem westlich gelegenen Dakien hinzu, es bildete sich eine dako-romanische, später rumänische Kultur. Die Region stand unter ungarischer Oberhoheit, bis 1349 Fürst Bogdan ein unabhängiges Fürstentum Moldau gründete. Wichtigster Herrscher im 15. Jahrhundert war Ștefan cel Mare, der in zahlreichen Schlachten gegen Invasionen des Osmanischen Reichs, Polens und der Tataren kämpfte. 1512 musste sich Moldau den Osmanen unterwerfen und blieb für die nächsten 300 Jahre ein Vasallenstaat.
Nach dem Russisch-türkischen Krieg 1787–1792 musste das Osmanische Reich alle Besitzungen östlich des Dnister an Russland abtreten. Ein erweitertes Bessarabien wurde nach dem Russisch-türkischen Krieg von 1806 bis 1812 in das Russische Reich integriert. Das Gebiet wurde als Gouvernement Bessarabien organisiert. Nach Russlands Niederlage im Krimkrieg von 1853 bis 1856 wurde das Fürstentum Moldau im Vertrag von Paris und die Walachei unter die Kollektivgarantie der sieben Unterzeichnerstaaten, darunter das Osmanische Reich, Frankreich, Großbritannien und Sardinien und Russland gestellt. Mit der Vereinigung der Donaufürstentümer Moldau und Walachei 1859 kam das Gebiet unter verstärkten rumänischen Einfluss. Nach dem Berliner Kongress 1878 musste die rumänische Regierung das südliche Bessarabien wieder an Russland abgeben.
Nach der Oktoberrevolution 1917 in Russland konstituierte sich am 21. Dezember ein moldauisch-bessarabischer Landesrat, der Sfatul Țării. Dieser proklamierte am 2. Dezember 1917 die Moldauische Demokratische Republik, zunächst als Teilrepublik eines neuen, föderal organisierten Russlands. Im Januar 1918 besetzten rumänische Truppen das Gebiet westlich des Dnister. Der Widerstand des Rumtscherod gegen die Besetzung wurde niedergeschlagen und das Parlament erklärte unter dem Druck der Besatzung die Unabhängigkeit von Russland bzw. der Ukraine. Am 27. März 1918 stimmte eine Mehrheit des Parlaments für die Vereinigung mit Rumänien und legalisierte damit nachträglich die faktisch bereits vollzogene Eingliederung Bessarabiens in den rumänischen Staat. Im Gegensatz zu den Staaten des Völkerbunds erkannten die Bolschewiki die Rechtmäßigkeit dieser Abstimmung und des Anschlusses nicht an und errichteten nach der Gründung der Sowjetunion 1924 in den zur Ukrainischen Sozialistischen Sowjetrepublik gehörenden Gebieten östlich des Dnister eine Moldauische Autonome Oblast, die sieben Monate später zur Moldauischen Autonomen Sozialistischen Sowjetrepublik erhoben wurde. Offizielle Hauptstadt war Chișinău – aufgrund der „rumänischen Besetzung“ wurde jedoch Balta (heute Ukraine), nach 1929 Tiraspol zum Regierungssitz bestimmt.
Das zu Rumänien gehörige Gebiet Bessarabiens und die nördliche Bukowina wurde im Juni 1940 mit deutscher Zustimmung als Konsequenz des geheimen Zusatzprotokolls des Hitler-Stalin Pakts von der Roten Armee besetzt und von der Sowjetunion annektiert. Am 2. August 1940 wurde die Moldauische Sozialistische Sowjetrepublik (MSSR) mit Chișinău (russisch Kischinjow) als Hauptstadt errichtet, indem man Bessarabien mit dem westlichen Teil der Moldauischen ASSR vereinigte. Die deutsche Bevölkerung in Bessarabien, deren Vorfahren Zar Alexander I. 1813 als Kolonisten ins Land gerufen hatte, verließ die Region anschließend nahezu komplett. Am 22. Juni 1941 griffen deutsche und rumänische Truppen im Rahmen des Unternehmens Barbarossa auch die Moldauische SSR an. Rumänien konnte dadurch im Sommer 1941 Bessarabien und die nördliche Bukowina zurückgewinnen. Das Land zwischen den Flüssen Dnister und Südlicher Bug, nördlich von Bar in der Ukraine, verwaltete Rumänien dann unter dem Namen Transnistria. Nach dem Zweiten Weltkrieg fielen mit dem Friedensvertrag von 1947 Bessarabien, das Herza-Gebiet und die nördliche Bukowina an die Sowjetunion und die früheren sowjetischen Verwaltungseinheiten und russischen Ortsnamen wurden erneut eingeführt.
Seit Mitte der 1980er Jahre entwickelte sich eine an Rumänien angelehnte, moldauische Nationalbewegung. Sie bekam politisch ein immer größeres Gewicht, übernahm schließlich noch vor dem Zerfall der Sowjetunion die Macht und spielte eine wichtige Rolle bei der Unabhängigkeitserklärung des Landes. 1989 wurde daher Russisch als zweite Amtssprache abgeschafft, und die Rückkehr der moldauischen (rumänischen) Sprache zum lateinischen Alphabet beschlossen. Auch gab es starke Bestrebungen, das Land mit Rumänien zu vereinigen. Auch heute spielt der moldawisch-rumänische Unionismus noch eine Rolle in der dortigen Politik, besitzt allerdings deutlich weniger politisches Gewicht.
Moldawien wurde 1991 schließlich zur vollständig unabhängigen Republik und Rumänisch zur Amtssprache erklärt (1994 wieder umbenannt in Moldauisch).
Aufgrund der neuen, von vielen Bevölkerungsgruppen als nationalistisch empfunden Politik Moldawiens kam es schon ab 1989 zu größeren Konflikten zwischen der Zentralregierung in Chișinău und überwiegend von ethnischen Minderheiten bewohnten Gebieten, insbesondere Transnistrien und Gagausien. Letztere Regionen riefen 1990 die Unabhängigkeit von Moldawien aus, auch in anderen Landesteilen kam es zu Massenprotesten. In Transnistrien eskalierte die Situation ab 1992, es kam zu einem Krieg mit über 1000 Toten, der schließlich mit der De-facto-Unabhängigkeit dieses Landesteils endete.
Die Kämpfe wurden erst durch das Eingreifen der auf transnistrischem Territorium stationierten russischen 14. Armee unter Führung von General Alexander Lebed beendet. Transnistrien bildet seitdem ein die moldauischen Gebiete östlich des Dnister umfassendes De-facto-Regime, das eine Operationelle Gruppe der Streitkräfte der Russischen Föderation auf seinem Territorium duldet. Seitdem besteht zwischen beiden Seiten ein Waffenstillstand und eine Lösung des Transnistrien-Konflikts auf politischer Ebene wird angestrebt. Verhandlungen führten bislang zu keinem Erfolg, so dass sich beide Konfliktparteien inzwischen mit dem Status quo weitgehend arrangiert haben.
Im Gegensatz zu Transnistrien konnte die Region Gagausien 1994 erfolgreich und friedlich wieder in Moldawien eingegliedert werden. Zuvor war ein umfangreiches Autonomieabkommen ausgehandelt worden, das schließlich von Gagausien akzeptiert wurde.
Seit 1997 ist Moldawien Mitglied der GUAM-Allianz. 2009 trat das Land der von der EU initiierten Östlichen Partnerschaft bei.